Samstag, 19. Dezember 2015

Aus der Provinz

Nachricht aus der Provinz

Als Jesus ging nach Golgatha
Da war der Kaiserschmarren fertig
Die Gans verstreut und abgenagt, ringsum
Europa lag verbrannt und Uniformen
Grüßten aus den Steppen. Mit ihnen
Kamen Fremde, Elefanten
Seerosenblätter, kleine Fische.
Es brannten Häuser, Hallen
Ein Vogelparadies, dies Land.
Es schrien die Leute gegen Fremdheit
An, es schrien Leute gegen Fremde.
Sie warn wie Kaffernbüffel trotzig
Kein Löwe hielt sie auf, kein Mensch.
Der Glühwein dampfte rosarot
Wir gingen shoppen ohne Schnee
Blühten die Kirschenbäume
An einem, kahlen, hing der Heiland
Gekreuzigt und wiedergeboren.


Das Flüstern, das Schreien der Schritte


Was hab ich gehört
Das Flüstern, das Schreien der Schritte.
Was hab ich gerochen
Das Blut und das gurrende Fleisch
In dieser eiskalten Nacht.

Wir trocknen aus
Uns, aus fliehenden Schatten.
Die Augen geschlossen
Bewegen ein Leben.

Krallen krallen sich
In unsere Häute. Ein Fleck
Auf der Fahrbahn grüßt
Wer über ihn stolpert.

Der Schädel in meiner Wüste
Liegt brach. Ein Tag
Hat begonnen. Ein
Kuckuck ruft über
Meinen verlorenen See.


Montag, 30. November 2015

Schlamm, Staub

Lebenslauf 

Ich geh hinaus
Ich fürchte mich
Die Helle, 's Grün
Nacht, Nebel.
Fühle Sonne
Die mich verbrennt
Und Regen
Nässenden Regen
Schlamm, Staub
Einen harten Wind
Der mich fortträgt
Wohin.


Leben im Konjunktiv

Steh


Ich steh vor
Dieser Wand aus Katzen
Futter Bytes und Nullen
Einsen denen Masken
Wachsen. Wünsche mir
Papier zu streicheln
Für ein neues
Leben im Konjunktiv.


Montag, 9. November 2015

Nebenher blüht die see




Du 

1
Warum gehst du – der raps riecht
Heut nach unsrer beider häute –
Nicht übers feld, das gelb mir ins aug’ sticht.

Geblendet weh ich mich fort
In deinen lachenden schatten.
Vier augen voll tau unsrer nacht.

Nebenher blüht die see seltsam blau.
Warum diese farben immer
Warum gehst du nicht über den see.

(aus: schneezu. Tredition 2013)

kneipengedicht




Frühe (bla-bla)

       noch ein kneipengedicht

Den fröstelnden nächten berlins
Wirds warm in den kneipen,
Frühmorgens, wenn himmel blaut
Und träumende schatten
In trams eingepfercht stehn.
Und die bizarren augen
Neben dem schanktisch
Sich in dem einen besonderen
Schatten verliern.

Donnerstag, 27. August 2015

Taussend fyhße klopfen




Taussend fyhße

Taussend fyhße klopfen
Den tackt eyner eygentymliechen
Hymne: die hat
Keynen teckst die
Hat nur wo kahle
Aus geschwetzigen moylern.

(aus: Jascha Dhal: schneezu. Gedichte. Hambug 2013)

DIE AUFERSTEHUNG DER WITWE

(Foto: La sagrada Familia in Barcelona)



Erstes sonett für sebastian


DIE AUFERSTEHUNG DER WITWE zur nacht
Traumgeboren und blass lächelt sie
Über den bettrand hinweg gegen die mauern
Im kopf und die drähte im herzen.

WIR GEHEN NEUE WEGE in unseren
Sexuellen beziehungen: abwechslung
Im bett tut gut unserm ego: leichen
Fleddrer stehn schon am tor

Meines friedhofs und lächeln grausam
Bei jeder beerdigung meiner gefühle.
DER FELS IN DER BRANDUNG wird ausgespült

Mit jeder neuen welle hoffnung.
VIELFALT ERFREUT nicht nur den gecken
& nicht nur ZERBROCHENEN TRAUM.

Die schmutzigen tauben berlins



Bismarck 

Die schmutzigen tauben berlins sitzen
Und lachen untern linden unterm asphalt
Hin und wieder greifen sie, fliegend,
Vom gebrochenen brot der touristen.

Was mach ich hier auf dem kotigen pflaster
Springt mir ein broadway-plakat ins aug.
Das zigeunermädchen am fuße des königs
Hält fordernd die hand mir entgegen.

Der greise kanzler: sein zuckerbrötchen
Schlägt das kind aus der verwitterten hand
Des komischen alten. und ich kaufe die karten

Für die berühmte revue aus new york.
Und weiß, dass du lang schon fort bist
Ein traum aus kaltem november und staub.