Das Baltikum – Eine Erinnerung

Drei Perlen der Ostsee: Tallinn – Riga – Vilnius

sowie

Helsinki 


oder: Drei beeindruckende Länder mit wunderschönen Landschaften: Estland, Lettland, Litauen
und Finnland


Blick aus unserem Quartier in Helsinki


Bei Verlassen Vilnius'


Glocken im Rigaer Dom


Das wunderschöne Haapsalu

Estland




Unser Geisterschiff nach Liepaja:  Es trug uns 25 Stunden lang tapfer nach Lettland. Hier entstand – in einer fast schlaflosen Nacht – das Gedicht "Traumtraun".
In Lübeck schien noch die Abendsonne.


In klarer Frühlingsnacht erreichten wir die offene See. Beim Bier in der Bar glaubten wir, die Fähre stünde still. Denn in einiger Entfernung blinkten Lichter, die sich nicht fortzubewegen schienen. Erst am frühen Morgen erkannten wir, dass die Lichter von einem parallel zu uns fahrenden Luxusliner stammten, der irgendwann abdrehte nach Schweden.
Der Morgen begrüßte uns im Sonnenschein.


Doch bald bewölkte sich der Himmel, und als wir in Liepaja (Lettland) ankamen, regnete es.
Dann fuhren wir ...


... mit dem Auto durch die lettische Nacht ...


... durchs verregnete Riga ...


... nach Tallinn, der Hauptstadt Estlands.

 Tallinn

Tallinn, deutsch Reval, wurde 1219 von den Dänen erobert, auf der Anhöhe wurde eine Kirche errichtet. Bald aber mussten die Dänen zugunsten des Schwertbrüderordens die Burg aufgeben. Kennzeichen dieses Ritterordens war ein weißer Umhang mit rotem Schwertkreuz. Der Orden blieb jedoch nicht lange selbstständig, nach der Niederlage in der Schlacht von Schaulen wurde er 1237 mit dem Deutschen Orden vereinigt, Reval fiel 1238 an Dänemark. Die Schwertbrüder hatten Deutsche aus Niedersachsen und Westfalen ermutigt, sich in Reval anzusiedeln, und so blieb die Oberschicht der Stadt über Jahrhunderte deutsch. Als Hansestadt war sie ein wichtiger Knotenpunkt des Warenumschlags aus Nowgorod. 1346 übertrug der dänische König seine Rechte an Reval dem Deutschen Orden.


Die Reformation erreichte Reval 1523/24. Von 1558 bis 1561 gab es militärische Auseiandersetzungen zwischen dem Deutschen Orden und Russland, in deren Folge sich die Esten an Schweden wandten und um Hilfe baten. Stadt und Land blieben bis zum Großen Nordischen Krieg 1710 schwedisch, bis Peter I. die Stadt einnahm. Die russische Herrschaft über Estland währte bis 1918, danach – bis 1941 – existierte erstmals auf estnischen Boden eine selbstständige Republik. Reval wurde zu Tallinn. Nach der Besetzung des Landes durch deutsche Truppen kam es zum Genozid an den im Land lebenden Juden, an dem sich auch estnische Bürger beteiligten. Nahezu alle jüdischen Bürger wurden ermordet. Estland war nach dem Krieg als Estnische Sozialistische Sowjetrepublik Teil der UdSSR.1991 erfolgte die Unabhängigkeitserklärung, Tallinn wurde erneut Hauptstadt eines demokratischen Estlands.


Heute leben neben der estnischen Mehrheit (68,95 %) 25,48 % Russen in Estland. Daneben gibt es kleinere Gruppen von Ukrainern (2,05 %), Weißrussen (1,14 %) und Finnen (0,78 %). 
Das Zusammenleben zwischen Esten und Russen gestaltet sich nicht immer leicht.  Junge Russen, die wir in einem Tallinner Club kennenlernten, bezogen beispielsweise ihre Kenntnisse über die Vorgänge in der Ukraine ausnahmslos vom rusischen Staatsfernsehen. Und so argumentierten sie auch, als sie erfuhren, dass wir aus Deutschland stammen. Sie warfen uns vor, Angela Merkel stütze ein faschistisches Regime in Kiew. Sie sprachen schlecht Englisch, wohingegen wir uns mit jungen Esten sehr gut unterhalten konnten.

Der Arzt Carl Abraham Hunnius (1797–1858), der Literaturwissenschaftler und Schriftsteller Alexander Lwowitsch Dymschitz (1910–1975) und der Schriftsteller Robert Gernhardt (1937–2006) wurden in Tallinn geboren.

Tallinn ist eine weltoffene Stadt, in der viele Touristen unterwegs waren. Es war für uns fast unglaublich, dass fast nichts mehr an die über vierzigjährige gemeinsame Geschichte mit Russland erinnerte und dass diese Stadt ein so westliches Flair atmete. Wären  nicht die Straßenbezeichnungen und die Restaurantnamen, hätte man sich auch in England befinden können. Auch die Menschen begegneten uns mit ausgesuchter Höflichkeit.

Aber nun  einige Impressionen:


Durch dieses Tor geht es zum Domberg. Der Domberg und die Altstadt waren bis Mitte des 19. Jahrhunderts quasi jeweils selbstständige Städte.


Reste der Domburgmauer sind noch erhalten. Auf dem Domberg befindet sich u. a. das Schloss.


Das Schloss hat Katharina II. umbauen lassen. Heute ist es Sitz von Parlament und Regierung.
Gegenüber die Alexander-Newski-Kathedrale, leider wurde es schon dunkel, als dieses Foto entstand.





 "Kiek in de Kök"  (hochdeutsch: Guck in die Küche). So heißt dieser Turm wirklich, auch im Estnischen. Der Name stammt noch aus der Zeit, als die Stadt Reval hieß und Mitglied der Hanse war.


Der nächtliche Marktplatz von Tallinn. Bis 24.00 Uhr sitzen die Tallinner und ihre Gäste zur Zeit der "Weißen Nächte" draußen in den vielen Biergärten der Altstadt.Danach müssen sie allerdings wegen der Nachtruhe in die Gaststätten.


Die Oper der Stadt. Daneben das Konzerthaus, beide kulturelle Einrichtungen werden so quasi zu einem Gesamtkunstwerk  ....


Der alte Bahnhof von Haapsalu wurde extra für Nikolaus II. umgestaltet. Seit Anfang der 1970er-Jahre fährt von hier kein Zug mehr ab. Er ist jetzt Eisenbahnmuseum, der Bahnsteig kann jedoch umsonst besucht werden.


Das alte Kurhaus von Haapsalu.



Haapsalu ist eine Stadt, die zu Teilen aus schönen Holzhäusern und Kurhotels und zu Teilen aus unansehnlichen Wohnhäusern der Sowjetära besteht. Man sollte seinem ersten Eindruck, wenn man in die Stadt kommt, jedoch nicht trauen. Es lohnt sich, den Bereich um Burg und See zu entdecken.
Übrigens: Pjotr Iljitsch Tschaikowski soll seine 6. Sinfonie in seinem Sommerhaus in Haapsalu geschrieben haben.  Das Sommerhaus fanden wir nicht.



Carl-Abraham-Hunnius-Denkmal

Der Arzt Carl Abraham Hunnius (1797–1851) gründete Haapsalus erste Schlammbadeanstalt.Der Ort wurde so berühmt, dass die russische Zarenfamilie seit Nikolai I. hier ihre Ferien verbrachte.

Stillleben mit Stuhl


Bischofsburg von Haapsalu



In Tallinn war Harley-Davidson-Treffen und so nahm es nicht wunder, dass wir einigen Bikern begegneten.

Riga


Werbung in Lettland (Latvia), gesehen auf der Fahrt nach Riga

Riga ist die größte Stadt des Baltikums. Die Region war bereits um 1150 besiedelt. Gotländische Kaufläute tauschten hier ihre Waren. Bischof Albert von Buxhoeveden aus Bremen gründete 1201 die Stadt. Sie wurde schnell zur Hauptstadt von Livland, einem historischen Gebiet, dem das heutige Estland und Lettland nahezu entsprechen. Die östliche Grenze war der Peipussee, auf dem 1242 die Schlacht auf dem Eis stattfand. Damals schlugen die russischen Truppen Nowgorods die Ritter des Deutschen Ordens vernichtend. Der Orden gelangte nie weiter als bis zum Peipussee. Heute geht die Grenze zwischen Estland und Russland und damit auch die Grenze der Europäischen Union und Russland mitten durch den See. Er ist quasi ein Schicksalssee. 
1522 gelangte die Reformation nach Livland. Kurzzeitig wurde die Stadt polnisch-litauisch, bis sie von Schweden erobert wurde. Der Große Nordische Krieg brachte Stadt und Land 1710 in den Einflussbereich des Russischen Zarenreiches. Riga wurde 1796 Hauptstadt des Gouvernements Livland, Deutsch blieb jedoch bis 1891 Amtssprache. 1918 wurde die unabhängige Republik Lettland ausgerufen. 1938 hatte Riga rund 385.000 Einwohner, etwa 45.000 davon waren deutschstämmig, etwa 7 % der Bewohner waren Juden. 1940 wurde Lettland, wie auch die anderen beiden baltischen Staaten im Zuge des Hitler-Stalin-Paktes von der Sowjetunion besetzt. Nach der deutschen Besetzung Rigas 1941 wurden die rund 44.000 jüdischen Bürger der Stadt ins Getto umgesiedelt bzw. in Konzentrationslager verbracht oder sofort ermordet. Nach der Wiedereroberung durch die Sowjetunion wurde das Baltikum in  Sowjetrepubliken umgewandelt, das Land zur Lettischen Sozialistischen Sowjetrepublik.
1990 erklärte sich Lettland für unabhängig. 2011 waren 46,3 % der Stadtbevölkerung Letten,
 40,2 % sind Russen, 3,8 % Weißrussen, 3,4 % Ukrainer, 1,8 % Polen. Russisch ist auch nach einer Volksabstimmung 2012 jedoch nicht zweite Amtssprache.


Wir wohnten in der Alexandra Čaka gatva, benannt nach dem lettischen Dichter Aleksandrs Čaks (1901–1950), nach dem auch ein benachbarter Park benannt wurde. Matthias Knoll hat einige Gedichte ins Deutsche übertragen. Leider ist die letzte Ausgabe von 1993 wohl vergriffen. Aber es lohnt sich, den Expressionisten Čaks neu zu entdecken. Ein Lied mit einem Text von ihm kann man sich bei Youtube anhören: Aleksandrs Čaks "Atzīšanās"



In der Rigaer Domschule war Johann Gottfried Herder (1744–1803) zunächst Collaborator, eine Art Lehrer, später auch Hilfspfarrer in zwei Gemeinden der Stadt. Hier wurde er auch Mitglied der  Freimaurerloge „Zum Schwert". Ein Denkmal und der Herderplatz erinnern heute an ihn:


 Der Kreuzgang des Domes


Teile der rekonstruierten Stadtmauer


Nun das Rathaus, das zu den prächtigsten gehört, die ich je gesehen habe:


Der Roland von Riga – nur eine Kopie, das Original steht in der St. Petri-Kirche


Die Petrikirche ist im gotischen Stil als dreischiffige Basilika erbaut worden. Im 17. Jahrhhundert wurden die Westfassade und die Portale im Barockstil umgebaut. Dadurch sieht die Fassade heute etwas gedrungen aus.


Der Pulverturm ist ein Schießpulverlager aus dem 17. Jahrhundert.



Auch das muss dokumentiert werden: "Putler kaput"


Der Jugendstil hat Riga lange verfolgt. Das Freiheitsdenkmal wurde 1935 errichtet. Es ist, wie ich finde, ein Mischwesen aus Art Nouveau und Art deco, wobei der Jugendstil natürlich vorherrscht. Ein schöner Obelisk mit einer schönen Skulptur, der zugleich eine Lüge ist, denn die drei Sterne, die das Mädchen in seiner Hand hält, sollten zu Sowjetzeiten angeblich die Verbundenheit der drei baltischen Sowjetrepubliken symbolisieren. Man kann sich aber gut vorstellen, dass den Sowjets damals das Denkmal der Freiheit nicht gefallen haben kann. Es passte auch vom Stil her nicht, denn der Stalinsche Gigantismus favorisierte bis 1953 den Neoklassizismus, der sich so gar nicht mit dem Spielerischen vereinen konnte, den das Denkmal atmet. Man beschloss seine Sprengung. Wie es die Letten geschafft haben, das Denkmal zu retten, will mir nicht in den Kopf, aber es macht das Herz warm, es zu wissen. So sind sie eben, die drei Völker des Baltikums: Es ging ihnen nichts über die Freiheit, selbst dann nicht, als die Letten unter Kārlis Ulmanis 1934 eine autoritäre Regierung bekamen. Ein Schatten liegt auf dieser Freiheit: Lettische Kollaborateure haben bereits vor dem Einmarsch der Deutschen und während der deutschen Besatzung dabei geholfen, die in Lettland lebenden Juden zu ermorden. Aber das kennen wir ja auch von anderen Völkern. Es macht es nicht besser, dies zu wissen.


Hier das Denkmal bei Nacht:

(Es ist wirklich Nacht ...)

Irgendwie ähneln sich manche Motive. Es ist nicht die Lomonossow-Universität in Moskau, sondern der 1958 erbaute Kultur- und Wissenschaftspalast:


Jugenstil- und anderer Hausschmuck in Riga:




Jugenstil fand auch in St. Petri statt, eine Vernissage lud ein, sich mit dieser Kunstepoche zu beschäftigen.




Die Fülle der Jugendstilhäuser an drei Tagen zu entdecken, ist schlechterdings unmöglich. Hier eine kleine Auswahl:


Ein besonderes Highlight der modernen lettischen Architektur ist das Gebäude der Lettischen Nationalbibliothek.Der Neubau steht gegenüber der Altstadt, am Ufer der Daugava. Den Entwurf gestaltete der 1925 in Riga geborene US-amerikanische Architekt Gunnar Birkerts.



Wir wurden in diesem Gebäude sehr herzlich empfangen und bekamen eine spezielle Führung, konnten vier der dreizehn Etagen besichtigen. Auch die Letten sind abergläubisch, deshalb gibt es zwölf bezifferte sowie die Etage M als Medienetage. Das Gebäude stellt ein sich aus dem Fluss erhebendes mythisches Schloss dar, das die Freiheit und Einheit Lettlands symbolisiert.

Vilnius

Vilnius ist die kleinste der baltischen Hauptstädte. Und die Stadt empfing uns, wie konnte es anders sein, im Regen.


 Vilnius wurde um 1323 gegründet, in jenem Jahr ist die Stadt zumindest erstmals urkundlich erwähnt worden. Rasch wurden Stadt und Land Ziel des Deutschen Ordens, so entschied sich ein kluger litauischer Herrscher, sich mit der  polnischen Königin zu vermählen, so dass es seit 1386 zu einem polnisch-litauischen Königreich kam. Seit dem 13./14. Jahhrundert siedelten sich neben Polen auch viele Juden in Vilnius an, man sprach 100 Jahre später schon vom Jerusalem des Nordens. Mehrfach wurde Litauen durch Russland und Schweden besetzt, seit 1795 gehörte das Land zum russischen Zarenreich, ein Ergebnis der Polnischen Teilungen. Es siedelten sich in der Folge zahlreiche Weißrussen an. Die Stadt wurde zu einem kutlturellen Zentrum der weißrussischen Nation. Aber auch die jüdische Bevölkerung nahm zu, um 1900 waren 41% Einwohner der Stadt Juden. Von 1918 bis 1941 bestand der erste freie litauische Staat. Mit dem Einmarsch deutscher Truppen während des Zweiten Weltkrieges wurden zwei Gettos in der Altstadt errichtet, über 100.000 Juden verloren bis 1943/44 ihr Leben. Nach 1945 mussten alle Polen Stadt und Land verlassen, hingegen zogen viele Russen nach Litauen. Bis 1989 waren rund 20% der Vilniusser Bevölkerung Russen. Heute ist Vilnius eine "Stadt westlich-kosmopolitischen Stils", wie übrigens alle baltischen Hauptstädte. Man mag es nicht gut finden, wenn die Balten wichtige historische Bauten rekonstruieren, aber ich hatte den Eindruck, dass es ein Versuch war und ist, wieder zu einer eigenständigen kulturellen Nation außerhalb des postsowjetischen  Machtbereichs zu werden. Und das manifestiert sich eben auch in der Rekonstruierung der historischen Stadtbilder.

Das Großfürstliche Schloss wurde im 19. Jahrhundert zerstört. Es wurde, um es als ein Zeichen litauischer Nationaliät sichtbar zu machen, nach 2000 – ähnlich dem Berliner Stadtschloss –  rekonstruiert, ist ein baltisches Disneyland. Die Inneneinrichtung dieses Königsschlosses ist auf internationalen Auktionen, auf Antiquitätenmärkten zusammengekauft und um archäologische Funde rund um das historische Schloss angereichert worden



Der freistehende Glockenturm – in Italien würde man ihn Campanile nennen – der
Vilniusser Kathedrale St. Stanislaus und St. Ladislaus. Die Kirche ist römisch-katholisch und steht neben dem Schloss der ehemaligen polnisch-litauischen Herrscher. Hier fanden die Krönungen litauischer Großfürsten statt. Denn anders als in Lettland und Estland, wo die Reformation zum Lutherischen Glauben führte, blieb Litauen immer vorwiegend katholisch. Daneben gab und gibt es russisch-orthodoxe bzw. griechisch-orthodoxe Kirchen. Bis zum Zweiten Weltkrieg gab es 105 Synagogen in Vilnius. Heute gibt es nur eine einzige.



Der Violinist Jascha Heifetz (1901–1987), der polnisch-jüdische Politiker Leo Jogiches (1867–1919) und der französische Schriftsteller Romain Gary (1914–1980) stammen aus Vilnius.

Das Rathaus der Stadt, im Stile des Klassizismus erbaut.


Das Tor der Morgenröte


Straßenzug in Vilnius



Auch in Vilnius hat sich der Zuckerbäckerstil des Neoklassizismus ausgetobt.


In Vilnius befindet sich das höchste Haus des Baltikums:


Von Tallinn aus machten wir einen Abstecher nach Helsinki, mit der Fähre natürlich, es dauert nur zwei Stunden.

Er hatte den selben Weg:



Das Navigationsgerät riet uns auf hoher See noch zur Umkehr:


Helsinki

 Die finnische Hauptstadt empfing uns im Regen.


Helsinki ist die jüngste der von uns in der östlichen Ostsee besuchten Hauptstädte. Die Schweden nannten die von ihnen 1550 gegründete Stadt Helsingfors, seitdem ist sie zweisprachig. 
Wir fuhren an der Uspenski-Kathedrale vorüber, einer russisch-orthodoxen Kirche. im Russisch-Schwedischen Krieg verlor Schweden 1808 Helsinki und 1809 ganz Finnland an Russland. Und weil die einstige finnische Hauptstadt Turku dem russischen Kaiser Alexander I. zu weit weg von St. Petersburg war, erhob er das mit 4000 Einwohnern eher mit Kleinststadt zu titulierende Helsinki zur neuen Hauptsadt des eroberten Landes. Und da hinein gehörte eine ordentliche orthodoxe Kirche. Aber auch diese lag bei unserer Ankunft im Regen ....


Mit Photoshop ist noch aus jedem grauen, verregneten ein blauer Himmel zu zaubern. Anlegestellen der Ausflugsschiffe sowie der östliche Ausläufer des Marktes von Helsinki:


Der russische Adler thront auf einer goldenen Kugel auf einem Obelisken an den Anlegestellen. Er blickt erwartungsvoll auf die offene See, erhebt seine Schwingen und möchte nach Russland fliegen. Nur seine zwei Köpfe, die nach links und rechts schauen, sind sich unsicher, ob die Richtung stimmt.


Gegen Abend klarte der Himmel auf, die Sonne schien. So konnten wir den lichtverklärten Dom samt Domplatz bestaunen.


Die neue Helsinkier Oper, die man hier – ganz nach finnischer Art – mit zwei Oo schreibt ...


Das Parlamentsgebäude, der Reichstag, besticht durch die riesigen Säulen, die fast die gesamte Front des Hauses einnehmen. Es ist im neoklassischen Stil erbaut, wobei Anklänge an den Art deco nicht zu verleugnen sind. Johan Sigfried Serén (1889–1961) lieferte den Entwurf für das 1931 eröffnete Gebäude.


Unweit vom Reichstag entfernt steht das Denkmal für Carl Gustaf Emil Mannerheim (1867–1951).


Mannerheim war ein schwedisch-finnischer Adliger, der schon früh in den russischen Militärdienst eintrat. Während des Ersten Weltkrieges diente er als Generalleutnant in  einem Kavallierskorps. Nachdem er 1917 in den Ruhestand versetzt wurde, kehrte Mannerheim 1917 nach Helsinki zurück. Er begann mit dem Aufbau der finnischen Armee, ließ die russischen Truppen, die sich noch im Land befanden, entwaffnen und tat sich bei der Niederschlagung der Sozialdemokraten hervor, die im Begriff waren, die Macht zu ergreifen. Im Bürgerkrieg bekämpfte er die "Roten" und ließ 70.000 bolschewistische Sympathisanten in Konzentrationslager verbringen, u.a. auf die Festungsinsel Suomenlinna. Allein hier wurden innerhalb kürzester Zeit 3000 „Rote“ umgebracht. Weitere 12.000 Menschen fanden durch die Spanische Grippe den Tod. 
1919 wurde Mannerheim Reichsverweser eines zu gründenden Königreichs Finnland. Nach der Proklamation zur Republik im Juli 1919 ersetzte ein gewählter Präsident diese Funktion.
Im Zweiten Weltkrieg wurde Mannerheim reaktiviert und führte im Winterkrieg 1939/40 die finnische Arme als Oberbefehlshaber an. Am 4. August 1944 wurde Mannerheim zum Präsidenten der Republik Finnland gewählt. Diese Funktion bekleidete er bis 1946. Danach verabschiedete er sich aus der Politik. In Finnland wird Mannerheim als Held verehrt, der tapfer gegen den Bolschewismus kämpfte, seine zeitweilige Kollaboration mit Nazideutschland hingegen verzieh man ihm.


So richtig dunkel wurde es in Helsinki nicht. um 0.30 Uhr war es immer noch ein wenig hell, so sind sie halt, die "Weißen Nächte" in Finnland. Und die nackten Männer drohen nachts mit ihren Hämmern.


Suomenlinna, die Schwedenfestung, diente noch bis in die 1970er-Jahre Verteidigungszwecken. Heute ist auf einem kleinen Teil der Inselgruppe eine Ausbildungseinrichtung der finnischen Marine untergebracht. Einen großen Teil des Militärkomplexes kann man jedoch besuchen. 
In den Kasematten ist es eigentlich finster, nur meiner Kamera gelang ein  Lichtblick:


Man kann sich gut vorstellen, dass in diesen feuchten, steinernen Höhlen auf lange Sicht niemand überleben konnte.

Wachablösung am Präsidentenpalast, im Vorbeifahren fotografiert, auf dem Weg zur Fähre nach Tallinn.



Eine Möwe fand sich zu unserer Verabschiedung ein.


Auf dem Weg nach warschau entdeckt: Eine Kirche im Neo-Neo-Gotik-Stil, womöglich aus Fertigteilen erbaut ....


Himmel über Polen ...


Warschaus Skyline bei Nacht ....


2 Kommentare:

  1. Das ist ein sehr gelungener Reisebericht, der einen guten Eindruck von den besuchten Städten vermittelt. Vielleicht solltest du Reiseführer schreiben oder ähnliches.
    Mich hat es so angesprochen, dass ich denke mir hätte die Reise auch gefallen.

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