Donnerstag, 31. Juli 2014

Jeder hält sich hier für eine Attraktion





Zirkus des Lebens

Dreck und Schweiß, rackern fürs Zuckerbrot
Ein schönes Lied flog vorbei, im Licht-
Kegel des Opernballs. Den Koks schaufelten
Wir Sklaven im Keller, dass Licht wurde
Nacht im Gesicht nach der Vorstellung
Vom Glück. Die Raben lachen uns aus.
Die Dampflok am Morgen bläst Trübsal
Trägt ihren Ton in die Welt, einmal nur,
Kurz, atmet sie ein, einmal aus,
Aber das Trampeln hört nicht auf, das
Auf der Seele spielen wie auf dem Fagott.
Die Kerze brennt stetig herunter,
Irgendwer fällt über den Kadaver her
Der am Wegesrand liegt, ausgedörrt
Ein eingemachtes Flusspferd grinst
Aus dem Formaldehyd, aber der Knopf
Geht nicht auf, als er die Jazzplatte
Auflegte. Die Grammophonnadel
Kratzte sich durch Louis Armstrong.
Jeder hält sich hier für eine Attraktion
Der Irrtum folgt ihm als Schatten.
Die Eintrittskarte ins Leben war teuer
Erkauft, bis wir nach Hause gehen.

Nur Staub, ein wenig Rosen, Licht




Vertrauen

Du hättest was zu tun, sie sind so alt,
Ein Rollstuhltanz kurz vor dem Tod
Die Hochzeit im Gemeindezentrum
Nur Staub, ein wenig Rosen, Licht
Dann kalte Blicke, Liebe ist Verrat
Noch gestern liebte ich den Mann
Der ich nicht sein will, uns. Schwarz
Bleibt die Nacht, in der ich die Pistole
An mich nahm, ein Kuss, ein Gute-Nacht-
Gefühl, zwei Körper, stumm und blind.

Am Morgen vom Schlafe vergessen



Schmetterlingsflügel im August

Auf einem Schmetterlingsflügel lastet
Ein Scherbenhaufen, der begräbt
Den Triadenboss. Da hilft es nicht
Aufzuhören mit dem Rauchen, immer
Und immer und immer. Der
Vorsatz, der uns in die Nacht trägt.
Am Morgen vom Schlafe vergessen. Atemlos
Sehen wir zu, wie sie den Plan
Aushecken, die Morde sind lang schon
Begangen, belanglos brutal, im Brunnen
Liegen die Leichen der Sieger. Einer
Bewegt noch das Wasser, träumend:
Der Fahrstuhl ins Penthouse hält nie
Im fünfundzwanzigsten Stock
Wo wir dem Himmel so nah und so
Fern. Träge dreht sich das Mühlrad
Freiheit, ein Fick im Wald, wo der
Schmetterling seine Flügel aufgab.
Das Klappern des Rades zur Symphonie
Anschwillt. Hoffnungsverloren
Die Verwesung des hölzernen Pferds
Aus dem der Triadenboss die Wolken
Mit einem Schnellfeuergewehr
Vom Himmel geholt, Zigaretten
Verglühten wie  Maikäfer im August.
Wir starren ins Leere von Schmetterlings-
Augen, das Rascheln von trockenem Laub
Im Genick, die Flügel wachsen nicht mehr.
Was sollen wir tun in dem Regen
Der niemals endet in diesem Jahr
Und uns der Wind nicht trägt
Zurück in den Wald und die Scherben.

In ausgehöhlten wilden Weiden




Versteckt vor der Welt

Sommer erschienen uns endlos als wir
Im mannshohen Grase lagen uns liebten
Immer nur draußen, versteckt vor
Der Welt. Sünde, sagten die einen
Begierde andere, Erwachen wir.
Oder ich. Oder du. Oder wir.
In ausgehöhlten wilden Weiden
Heuschobern, Hoffnungen
Zerbarsten am Himmel, Wolken.
Flüsterten die Espen, Maiskolben
Klarinettentöne wehten herüber
Machten uns weich, schmolzen
Wie Butter, versickerten
Im Irgendwo, wie, wann.
Tumbes Bassgeräusch zerstob
Unsre Träume Gleichmaß der
Schatten in unseren Schatten.
Hufe brachten den Staub, in den
Wir uns hüllten. Begierde
Lust, immer wieder. Körper.

Donnerstag, 24. Juli 2014

Zwischen den Rosen kein Wort





Seidengrau

Die leere Rotweinflasche grünschimmernd
Zwischen den Rosen kein Wort
Der richtige Weg liegt verlassen
Ein Mobiltelefon seidengrau gähnt
Blaue Waldreben verschlingen es.
Ein hilfloser Rufton in die Dschungel hinein
Mit zarter Melodie, die große Show:
Schwarze Augen schwarze Jacke
Schwarzer Sex betrogen vorm Wecker.
Dein Aftershave riecht nach fauler See
Schwimmt eine Wolke darauf.
Möwen segeln den Zeigefinger schnell
Eine Antwort, ein Denk-, ein Brandmal
Salzige Luft in den Lungen, ein Schrei
Endlich nach diesem Schweigen.
Trottoir aus Steinplatten, der Gelbschlips
Atmet tief durch oder das Quadrat spiegelt
Die Welt wider, wie sie so klein ist
So bedeutungslos. Zwei küssen einander
Lieben nur sich. Reden, schweigen
Die Waage der Ungerechtigkeit.