Mittwoch, 27. August 2014

Lasst uns mehr Äpfel essen



Apfelernte


Sie brechen den Beton wie Brot
Die Gewehre geputzt, wir
Wissen, wer Kalaschnikow war.
Warten wir ab, was der Morgen
Bringt, die Apfelernte beginnt.
Lasst uns mehr Äpfel essen
Fürs Vaterland. Greifen Sie zu!
Erst morgen kommen granatne.

Zum See, in der Stille ein Hahnenschrei




Ostpreußische Elegie

Weites Land, Grassteppe. darin
Von Schafgarbe gesäumt der Weg
Und von Ackersenf, gelbpickliger
Hundskamille, kriechender,
Um die sich Heuschrecken streiten.
Keine gewinnt, sie hüpfen davon
In die Namenlosigkeit.
Eine Grasmücke nimmt ein Staubbad
Schimpfend, auf dem eingetretnen Pfad:

Zwei Spuren, ein einsamer Weg
Tief eingegraben im Sand.
Ein Treck zieht leise vorbei.
Die Blutspur ist frisch, führt hin
Zum See, in der Stille ein Hahnenschrei
Dazu der Heckenrosen betörender Duft.
Das Holzhaus sich schief anlehnt
An den Holunderbusch, Frau Holle
Ertrinkt in der Dämmerung.

Mittwoch, 20. August 2014

Aber die wunder der welt




 Im spiegel der macht


Üb ich den schrei
Unsrer nacht noch
Zwischen den bergen
Der heimat zu oft
Selbst im schlafe

& flüstre gegen die stille
Des traums meinen traum
Aber die wunder der welt
Machen sich rar im spiegel
Der macht bleiben sie schwarz.

(erschienen in: schneezu, Hamburg 2013)

Windhunde heul’n im geäst


Repeat the theme: sebastian

                   I
Friere mich schlaflos
Auf den bäumen der schatten.
Die eicheln hucken schimmer
Blauen lichts ins nichts.

                   II
Windhunde heul’n im geäst.
Den schwachen balsam
Eines lieds lappalie,
Den gran eines schauers.

                   III
Marmorn der leib, marmorn
Die hülle meines traums,
Aus dem ich in farben geweht.

                   IV
Visionen vexieren maximen
In die zwischenwelten der nacht.
Niemand da, der vor albträumen wacht.


(erschienen in: schneezu. Hamburg 2013)

Die neue Kunst, gefangen im Lager




Freiheiten

Ein Haus mit ziegelrotem Dach inmitten
Des Fahnenmeers, Marx an der Wand
Engels, Stalin, Lenin und Mao. Laub auf
Den Straßen, ein neuer Besen, der gut
Kehrt, die Revolution hat gesiegt, und
Leichen liegen am Wegesrand. Ein Lächeln
Die neue Kunst, gefangen im Lager
Die Friedhöfe sind voll davon.

Was nützt uns das Gold und das Öl




Das Opfer

Fangt nur den Fisch für das Abendmahl
Ihr werdet schon sehen den Horizont
Woher seine Wurzeln stammen. Dumm,
Das Schwert ist geschärft schon, der Kampf
Wäret ewiglich, ein Sprung in die See
Ist nicht Rettung, trägt keinen Ton.
Und plötzlich die Stille, das Rauschen.
Die Rosse traben nicht mehr, nicht
Die Rosen am Strauch. Aber die Knochen-
Haut, Angstlust ruft nach Walhalla.
Aber da haben die Götter ihr Netz
Lang schon gesponnen. Du hast immer
Die Wahl zwischen Baum und Borke.
Und die Motoren kreischen schon
Das Opfer bereitet, neun jeder Gattung.
Warum hast du dich dreimal verleugnet.
Im Sumpf unsrer Lügen liegen die Leichen.
Mit Feuer brenne die Wunden aus lebe
Alles geschieht zur rechten Zeit, doch
Nicht zur linken, Odin, für zwanzig Pfund
Silber verrätst du die Götter, dein Volk
Bevor der Eiswind sich mit der Sonne
Vermählt, es finster wird in der Stadt.
Was nützt uns das Gold und das Öl
Das kann man nicht essen, nicht lieben.
Die Ödnis verlassen, im Blutregen
Geschächtet der menschliche Leib.
Das Leben ist nicht zu verhandeln
Es ist oder nicht. Einige wissen es.
Aber die Schatten verschwinden,
Man kann sie nicht fangen. Auch wenn
Die Seher sich abwenden voll Scham
Falsche Zungen züngeln das Wort, es vergeht
Bevor die Zukunft Vergangenheit wird:
Die Kerze verlischt noch bevor es tagt.