Donnerstag, 27. März 2014

Aus einem Werkstattkurs, 1993




mozart im niemandsland


war es ein sonntag? ich stand auf dieser hitzeflimmernden straße, die durch diese vergilbte landschaft führte, ein fettgedruckter leitartikel auf einer sonnverbrannten zeitungsseite eines boulevardblatts. eben war das auto zwischen zwei brustbergen verschwunden, und ich hatte noch diese musik im ohr, die nicht trösten wollte, die sich mit ihrer traurigkeit in mich verkroch, als suchte sie geborgenheit. was aber sollte ich hier, mitten im ausgebrannten tal?
fliegen summten träge, schatten suchend, schwalben flogen, flach über gräser ziehend, an mir vorbei, irgendwohin, und ich ahnte, daß sie meiner nicht achteten. ein baum, eine salzerstarrte stele, ich.
ein trampelpfad führte zu einem traurigen fluß.
ich wollte meine letzte liebe verjagen, die da im auto zwischen zwei brüsten, am horizont verschwunden war. und jagte ich mich nicht selbst davon? und diese kleine melodie des salzburgers – sie mußte aus meinem kopf heraus. wer hört schon mozart im bett.
ich hatte angst vor dem satz: ich hasse mozart.
und also schliefen wir das erstemal mit dem klarinettenkonzert, halb miteinander, halb mit benny goodman. halb mit mozart. vielleicht auch nur halb mit einer klarinette.
und selbst nach diesem halben jahr mußte er zwischen salzburg und münchen mozart leiern.
aber warum war ich denn ausgestiegen, mitten hinein in diese einöde zwischen bayern und österreich, mitten hinein ins niemandsland. und wer, verdammt, holte mich da wieder heraus. aus dem salzburger nockerl-land. und dabei hatte diese klarinette vorhin so zärtlich gesungen, so etwa, wie dieses flüßlein vielleicht im zeitigen frühjahr.
ich ging zurück zur straße. irgendeiner, der sich in die einöde verirrt hatte, nahm mich mit. im cassettenradio spielte goodman ein stück von amadeus.

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