Mittwoch, 2. April 2014

Ausschnitt aus einem unveröffentlichten Text



der alptraum


„...denn der herr hat von David gesagt:Ich will
mein Volk Israel erretten durch die Hand Davids,
meines Knechtes, von der Philister Hand und von aller
Feinde Hand.“
2. Samuel 3.18



der mörder joab, der mörder abisai, oh david, sie alle machten geschichte mit blut und trauer. und was ist geschichte anderes als die wahrheit einzelner? um wessen wahrheit wurde da gestritten in diesen blutvollen kämpfen unsrer ahnen. und waren wir nicht teil jenes prozesses, den die weisen einst geschichte nannten?
die schlachten der geschichte. des wortes sinn: aktion und passion, schlächter und geschlachteter. täter. opfer. handlung. immer wieder neu.
war diese nacht zu lau für mich? starb ich in armen jener nur, was sollt das grinsen des mondes. im jahre zwei nach dem november begann ich leicht zu werden, schwebend fast begab ich mich durch frost und schnee der stadt. es war zu heilvoll friedlich alles um mich her. jedoch nicht schlachtgesänge sollt ich hören, nicht 's singen der mg's  vom roten turm der stadt. ich hörte nur von ferne noch geheul der martinshörner, stampfen schwarzer stiefel auf dem pflaster: da waren sie.
versammelt hatten wir uns unter kerzen, wann war es, die erinnerungen trügen, mahnend wachten wir, als andere an führern defilierten.
zwei jahre war es her? zwei jahre nur, in jenem herbst erfühlten wir den schmerz der ausgestoßnen noch, wir sangen zur gitarre oder schwiegen, hörten innre stimmen schrein. die engel unsrer blutbefleckten herzen heulten leis.
der mond schien durchs geäst, die winde ließen kerzenlichter tanzen, und vor uns bauten sie sich auf, wer wirft den ersten stein. solange wir uns eingezäunt bewegten, das ghetto zwängte hundert leiber ein, spielten sie brave bürger, heuchelten intresse, sie kamen, um zu fragen, fragen hatten wir.
dies land sollte erfüllen jene fahnensprüche, für die sie draußen standen, um der ordnung willen. und um der ordnung willen standen wir hinter den zäunen, und um der ordnung willen stand leib gegen leib, durch rostendes eisen getrennt und durch arten von denken getrennt: trennten uns lichtjahre nicht, so doch das anderssein der andern.
und als ich gehen wollte, hielt mich eine hand zurück. ja, david, freunde  warnten mich, denn ginge ich, begäb ich mich in deine hände. dies lächeln überm zaun kannt ich zu gut, ich hatt es tausendmal gesehn in frühren leben, ich kannte deine gesten, die gedanken. du warst zu oft ein könig, kanntest nur befehle und die macht des stärkeren.
oh, wunderbarer könig,
herrscher von uns allen,
laß dir unser lob gefallen,
hilf uns doch,
stärk uns doch,
laß die zungen singen,
laß die stimmen klingen.
neanders melodie, wir hatten sie gesungen einst im kloster unsres herrn, ich sang das lied allein, du lächeltest nicht mehr. aus deinen augen schrie erkennen, und ich hatte angst zu gehn. die feuer unsrer einsamkeiten loderten in dieser nacht zum erstenmal. schweigend schloß ich hinter mir die tür, die klagend in den angeln kreischte. ich ging, und mit mir gingen viele meinesgleichen, und du kamst, angemeßnen schrittes hinter uns, mit deinen freunden unsren spuren nach.
die welt verläßt der tapfere als held.
die welt verläßt der reiche ohne geld,
und der tyrann? und der despot?
 das blut bleibt rot, bleibt rot.
beweintest du tyrannen, david, als unsre welt zugrunde ging? wo warst du im november, als die führung schwieg zu demonstrationen? und alles volk erkannte es, gefiel es ihnen wohl? wie alles, was der kronprinz tat, dem ganzen volke wohlgefiel?


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